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Weltweite Kampagne rettet Iranerin vor der Todesstrafe
Nazanin Fatehi ist frei. Am 14. Januar 2007 wurde das Todesurteil gegen sie vom Teheraner Berufungsgericht aufgehoben. Die Richter erkannten auf Notwehr gegen einen Angreifer, der versuchte hatte, sie zu vergewaltigen. Die junge Frau verdankt ihr Leben nicht zuletzt einer weltweiten Kampagne, initiiert von zwei Frauen in Köln und Vancouver.
Mina Ahadi und Nazanin Afshin-Jam
Es geschah im März 2005 als die damals 17-jährige Nazanin Fatehi zusammen mit ihrer 15-jährigen Nichte Sumayeh in Teheran einen Park durchquerte. Plötzlich tauchten drei Männer auf, sie warfen die Mädchen zu Boden und versuchten sie zu vergewaltigen. Nazanin zog ein Messer aus der Tasche und stach einen Angreifer in die Brust. Sie und ihre Nichte konnten fliehen. Der Angreifer starb. Augenzeugen hatten den Tathergang mitverfolgt. Es kam zu einem Gerichtsverfahren. Am 3. Januar 2006 wurde Nazanin Fatehi zum Tode durch Hängen verurteilt, obwohl der Iran die internationale Konvention unterzeichnet hat, die die Hinrichtung von zur Tatzeit Minderjährigen verbietet.
Nazanin ist die älteste von fünf Geschwistern, die Familie lebt in einem Raum zusammen. Der Vater ist Dialysepatient und seit über sieben Jahren arbeitsunfähig. Die Mutter hält die Familie mit Putzarbeiten über Wasser, Nazanin musste von der Schule abgehen und den Haushalt übernehmen.
Die andere Nazanin, Nazanin Afshin-Jam wurde 1979 im Iran geboren, ihr Vater wurde im selben Jahr inhaftiert und von Revolutionswächtern gefoltert. Nach seiner Freilassung floh die Familie nach Kanada. Dort studierte Nazanin Politikwissenschaft. Zudem ist sie Schauspielerin und Sängerin, vielen Menschen wurde sie bekannt als Miss Canada 2003. Auch als Menschenrechtlerin war sie schon lange aktiv als sie im Frühjahr 2006 von der Verurteilung ihrer Namensschwester erfuhr. „Ich hörte ihren Namen und wusste, wenn ich noch im Iran wäre, könnte ich an ihrer Stelle sein. Wenn Nazanin vergewaltigt worden wäre, hätte sie als Strafe für außerehelichen Sex gesteinigt werden können.“
Nazanin Afshin-Jam tat sich zusammen mit Mina Ahadi: Die Vorsitzende des Komitees gegen Steinigung und Todesstrafe engagiert sich seit Jahren für Frauen, die im Iran mit dem Tode bedroht werden und gegen die Scharia. Sie selbst ist 1980 vor einer Verhaftung im Iran geflüchtet und lebt heute in Köln. Die beiden Frauen starteten eine weltweite Kampagnen, kanadische und EU-PolitikerInnen setzten sich für den Fall ein, die beiden Aktivistinnen sammelten rund 350.000 Unterschriften für die Freilassung von Nazanin Fatehi.
Der Freispruch war ein großartiger Erfolg – war doch im Mai 2006 schon einmal ein Hinrichtungstermin angesetzt. Vor eine Freilassung aber setzten die Richter die Zahlung eines Blutgeldes als Entschädigung für die Familie des Toten: 400 Millionen Rials, rund 43.000 US-Dollar. In wenigen Tagen sammelten Mina Ahadi und Nazanin Afshin-Jam die geforderte Summe, und am 31. Januar 2007 öffneten sich die Tore des Gefängnisses für Nazanin Fatehi.
Ihre Retterinnen, Nazanin Afshin-Jam und Mina Ahadi, sind davon überzeugt, „dass es hilft, Unrecht zu benennen, diese Freilassung beweist es.“ Und sie appellieren, dass es nicht beim Engagement für Einzelne bleiben darf. „Wir müssen erreichen, dass die Gesetze geändert werden, damit es erst gar nicht mehr zu solchen Urteilen kommt.“
Aus dem Gefängnis schrieb die iranische an die kanadische Nazanin:
„An alle, die an meinem Schicksal Anteil nehmen: Ich brauche eure Hilfe. Ich bin einsam und ich habe Angst. Dank an alle, die helfen mein Leben zu retten. Eure Arbeit bringt uns Hoffnung. Aber auch außerhalb der Gefängnismauern ist der Iran ein Gefängnis. Helft uns, zu einem normalen Leben zurückzukehren!“
veröffentlicht in FrauenRat 2/07