Palliative Versorgung im Altenheim
Coming-out mit HIV
Vater stirbt
Geburtsangst
Alkohol in der Schwangerschaft
Studie zu Unfällen mit Fußgängern
Eigensinn und Frauen-Zimmer
Die Hinrichtung
Rückkehr ins Leben
Partisanin gegen Lynchjustiz
Albtraum, lebenslänglich
Dorothee Frank: Menschen töten
Victim Impact Statement
Amanda Eyre Ward: Die Träumenden
Zu arm für einen guten Verteidiger
Die Mörderin, das Biest
Einsame Rufer?
Man wollte sie hinrichten
Leben ohne Papiere
Rezension / Patmos Verlag Düsseldorf, 2006. 280 S. 19,90 Euro
Der Titel dieses Buches ruft Emotionen hervor, Faszination, Unbehagen, Ekel.
Die Autorin versucht sich dem Thema, welches ja immer die Geschichte von Menschen, Täter und Opfer, ist, von vielen Seiten zu nähern. Das ist ihr meines Erachtens weitgehend gelungen. Fundiert sucht sie auf der Basis zahlreicher Gespräche mit Psychologen und Kriminologen nach Antworten wer warum tötet. Dabei betont sie, dass es dazu letzte Antworten nicht gibt, man sich ihnen aber sehr wohl annähern kann.
Sie stellt voran dass das Töten im privaten Bereich den geringsten Anteil der Taten ausmacht – da sie sich aber im Klaren darüber ist, dass der private Mord und Totschlag die Menschen oft am meisten beschäftigt widmet sie diesem ihr erstes ausführliches Kapitel. Und nähert sich der Tatsache, dass jeder Mensch fähig ist zu töten und letztlich nicht weiss, was dazu passieren muss um die Schwelle der Tötungshemmnis zu überschreiten. Auch widmet sie sich der Frage inwieweit Gene die Kontrolle von Aggressionen bestimmen und inwieweit unsere Umwelt uns beeinflusst und wir schließlich Entscheidungen treffen. Eine hochexplosive Debatte, die Frank sehr differenziert nachzeichnet.
Das zweite Hauptkapitel gehört den Hinrichtungen, aus Sicht der Henker, des Staatsanwaltes und der Anwälte und Opfer. Aufgrund jahrelanger Beschäftigung mit diesem Aspekt des Tötens muss ich sagen: Nichts neues, aber das was sie schreibt ist richtig und wichtig.
Es folgt das Töten im Krieg – auch heute werden die meisten Menschen durch Soldaten und Milizen umgebracht. Was auch zeigt, dass das subjektive Empfinden von Schuld bei Täter und Gesellschaft vielen kulturellen und sozialen Normen unterworfen ist – eine Tötung im Krieg bereitet Täter und Umfeld meist kaum Kopfzerbrechen, dieselbe Tat im zivilen Leben hätte ganz andere Konsequenzen.
Vollends verstörend sind die Kapitel zu Völkermord und Attentätern. Einmal mehr muss man erkennen, dass es eben die normalen Menschen sind, die den Völkermord betreiben und dass die geschlossenen Ideologien von Attentätern und Terroristen auch nichts mit „Verrücktsein“ zu tun haben.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, allein zum Thema „Ehrenmorde“ hätte ich mir noch Ausführungen gewünscht, denn es fallen nicht nur jährlich tausende Mädchen und Frauen diesen Taten zum Opfer, sondern zeigen auch wie eine Ideologie (Töten für die „Ehre“, das heisst eine Frau wird getötet, weil sie (vermeintlich) Sex außerhalb der Ehe hatte oder sich nicht züchtig genug benommen/ gekleidet hat!!) Menschen auch im Privatbereich zum Töten bringt.
Menschen töten – ein Buch, welches ich dennoch 100prozentig empfehlen kann.
veröffentlicht in: deathrow – Magazin zur Todesstrafe 4/2006